von Tatjana Detloff
Seine aktuelle Rolle hat Uwe Ochsenknecht nachdenklich gemacht. Ein GALA-Gespräch über Fehler, Frauen – und, wie er sich als fünffacher Opa fühlt.
Das Private publik zu machen, überlässt Uwe Ochsenknecht, 68, eigentlich lieber dem Rest der Familie. Umso überraschender, wie offen der Schauspieler sich im Interview mit GALA auf Mallorca zeigt. Seine Rolle im Kinofilm "Die Ironie des Lebens" hat auch ihn dazu bewegt, sein Leben zu hinterfragen. Ochsenknecht spielt Edgar, einen egozentrischen Comedian, der sich gern selbst bewundert – und erst, als seine Ex-Frau unheilbar erkrankt, erkennt er, was wirklich zählt im Leben.
Uwe Ochsenknecht im GALA-Interview
GALA: Was denken Sie morgens, wenn Sie wie Edgar in den Spiegel schauen?
Uwe Ochsenknecht: Da geht es mir noch besser als ihm. Ich bin sehr zufrieden mit mir. Mit meinem Äußeren und auch mit dem Inneren. Ja, ich, hole alles raus, was in meinem Alter möglich ist. Und das macht Spaß. Damit fange ich jeden Tag positiv an! Das heißt nicht, dass ich mich jetzt als den tollsten Typen der Welt empfinde. Aber ich bin mit mir zufrieden. Und ich finde, wenn man das ist, hat es auch Einfluss auf viele andere Lebensbereiche.
Bezeichnen Sie sich als eitel?
Absolut, aber in einem gesunden Rahmen. Ich bin kein Gockel.
Sind Schauspieler eher gefährdet, narzisstisch zu sein?
Ich glaube schon, weil wir uns sehr mit uns selbst befassen. Das muss so sein. Weil du dich bei jeder Rolle fragst: Habe ich auch so eine Ecke in mir? Gott sei Dank meistens nicht. Aber man beschäftigt sich schon sehr mit sich selbst.
Hilft das, sich besser zu verstehen?
Ja, Selbstreflexion ist was Gutes, vor allem gepaart mit Ehrlichkeit, sich selbst und anderen gegenüber. Manchmal, nach einem Abend mit Freunden, gehe ich nach Hause und denke, dass ich vielleicht jemanden mit meinen Worten verletzt haben könnte. Dann rufe ich denjenigen am nächsten Tag an und kläre das. Es wird ja eh viel zu wenig ausgesprochen.
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Ist Ihre Frau Kiki ein Korrektiv?
Ja, sie ist sehr feinfühlig.
In seiner aktuellen Rolle steckt Uwes ganze Lebenserfahrung
Der Film ist auch ein Plädoyer für die Liebe.
Unbedingt. Auch Edgar hat neue Erkenntnisse und will erst gar nicht darüber sprechen, weil er denkt, es sei zu spät. Aber: Es ist nie zu spät. Er spürt endlich, wie sich Liebe anfühlt, fängt an, von seiner Ex-Frau zu lernen und nimmt für seinen eigenen Weg noch so viel mit. Es ist ein Film über das Lernen und Weiterkommen.
Mussten Sie fast 70 werden, um so eine ernste Rolle zu bekommen?
Na ja, ich habe ja immer wieder ernsthafte Rollen gespielt. In meinem Alter hast du bestenfalls dem Alter entsprechend ordentlich Lebenserfahrung. Das spiegelt sich dann natürlich auch in deiner Ausstrahlung, an deinem Facettenreichtum wider, du verfügst über mehr Tiefe. Wann, wenn nicht jetzt? Ich habe all meine Erfahrung und auch ein bisschen Talent reingelegt.
Der Film schreit danach, sein eigenes Leben zu hinterfragen. Haben Sie das getan?
Oh ja. Immer wieder. Im Gegensatz zu Edgar.
Das war die beste Entscheidung seines Lebens
Und was hätten Sie aus heutiger Sicht anders gemacht?
So denke ich nicht. Ich habe mich in Situationen in meinem Leben immer meinen damaligen Möglichkeiten entsprechend verhalten. Deswegen möchte ich auch gar nicht von Fehlern reden, denn daraus habe ich gelernt. Ich hatte immer das Bestreben, mich weiterzuentwickeln, zu verfeinern.
Was war die beste Entscheidung Ihres Lebens?
Alle Entscheidungen, die ich bis jetzt in meinem Leben getroffen habe, haben mich zu dem Leben geführt, was ich jetzt führe. Insofern war keine Entscheidung die beste oder die schlechteste.
Inwiefern hat Ihre Kindheit Ihr Leben geprägt?
Ich war oft auf mich allein gestellt, ja, vielleicht psychisch sogar vernachlässigt. Das Gefühl, dass man sich um mich kümmert, mich beschützt, selbstbewusst werden lässt, das kannte ich nicht, auch wenn meine Eltern sicher ihr Bestes gegeben und für mich gesorgt haben. Deshalb habe ich mich in meine eigene Welt geflüchtet, bin früh als Komparse ans Theater gegangen und habe das bunte, tolerante Leben dort geliebt.
Uwe Ochsenknecht über seine Kinder: "Meine Tür ist immer offen"
Wie ist das Verhältnis zu Ihren Kindern?
Ich habe zu allen guten Kontakt. Ich habe versucht, mit Rat und Tat für sie da zu sein, ihnen Hilfestellung zu geben. Irgendwann habe ich dann gemerkt, dass sie das gar nicht mehr brauchen oder wollen und habe gesagt: Macht euer Ding, werdet glücklich, meine Tür ist immer offen. Die Gewissheit, füreinander da zu sein, ist ein wunderschönes Gefühl.
Was denken Sie über die Doku "Diese Ochsenknechts"?
Na ja, ich gehe da jetzt nicht ins Detail. Fakt ist: Ich bin nicht dabei. Aber es ist ja auch eigentlich ein Kompliment für mich, dass mein Nachname anscheinend eine Marke ist und auch funktioniert, wenn ich nicht dabei bin.
Über das Alter und die Vergänglichkeit
Gerade sind Sie zum fünften Mal Großvater geworden?
Ja, langsam verliere ich den Überblick. (lacht) Das Bild des Opas hat sich ja sehr geändert. Es ist schon süß, wenn die Kinder sagen: "Opi, komm mal her." Aber ich fühle mich auch gleich 50 Jahre älter. (lacht) Ich freue mich schon, Wilson mit seiner Familie und dem neuesten Enkelkind bald zu sehen.
Beschäftigen Sie sich mit steigendem Alter mit der Vergänglichkeit?
Ich interessiere mich sehr für Medizin. Nicht, weil ich Angst vor Krankheiten habe, sondern wissen will, was ich tun kann, um lange gesund und fit zu bleiben. Es gibt da so viele Möglichkeiten, und darüber informiere ich mich regelmäßig und tue, was ich tun kann. Das klappt ganz gut. Wäre ich kein Schauspieler, wäre ich Arzt oder Heilpraktiker.
Wie alt wollen Sie werden?
Na ja, was die Weltsituation betrifft, würde ich gerne morgen sterben. Quatsch, die Zahl ist mir egal, aber solange es geht, solange ich mich auch 67 wohlfühle, will ich leben und das Leben genießen.
Und wie soll dann in vielen Jahren die eigene Beerdigung aussehen?
Verbrennen und ab ins Meer – zurück, wo wir herkommen.
Gala
- Uwe Ochsenknecht